Ich wohne in Essen und somit in der Nähe der Loveparade in Duisburg. Freunde und Bekannte von uns waren gestern auch dort und ich habe zuhause in den Medien mitbekommen dass etwas passiert ist. Auf WDR3 hat man live übertragen und ich habe dort nach und nach die Entwicklung mitbekommen. Wobei man dort noch nicht überblicken konnte was wirklich pasiert ist.

Heute nun sehe ich die Bilder im TV was alles passiert ist und wieviele Menschen auf einen Haufen waren.

Ich bin schockiert. Kennt man doch solche Bilder nur aus Entwicklungsländern wo man nicht in der Lage ist eine Großentwicklung zu überblicken oder vorher zu sehen. Aber wir sind in Deutschland. Es ist nicht die erste Loveparade und es kann aus Erfahrungen der Vorjahre geschöpft werden. Vor ein paar Jahren war die LP in Essen. Dort haben sich die Menschenmassen durch die Stadt verteilt. Auch in Dortmund hat das recht gut funktioniert. In Berlin, wo die LP her kommt konnten sich die Menschen auch verteilen.

Aber in Duisburg war man der Meinung dass man eine Veranstaltung bei der man weit über 1 Mio. Menschen erwarten muss, auf einen besseren Kirmesplatz abhalten kann. Und das ganze dann auch nur über einen Eingang, der zudem noch durch einen Tunnel geht, fluten lassen kann.
WAHNSINN !!

Da ist wieder mal der Kommerz und das Mio.Geschäft vor sinnvollen Konzepten gegangen. Und man hat offenbar auf Leute gesetzt die bereit waren in ihrer Denkweise in Richtung Geldverdienen zu gehen. Siehe den Experten Prof. Schreckenberg der in den Medien zitiert wird und im Grunde aussagt dass wenn die menschen sich anständig benommen hätten, nichts passiert wäre. Besonders schockiert war ich über eine Aussage von Ihm dass man im Vorfeld mit Problemen im Tunnel gerechnet habe und man sogar eine Situation durchgespielt habe dass im Tunnel eine Bombo hoch geht. Dann wären die Folgen durch eine Massenpanik "vorherrend" gewesen. Für mich hört sich das so an dass man Schaden in Kauf genommen hat. Ganz nach dem Motto "wir machen ein tolles Konzept und wir sind ja Experten. Und wenn doch was schief geht, dann haben die Leute eben Pech..."

Wahnsinn !

Ich bin kein Fan der LP. Nicht meine Musik und nicht mein Ding mich in Menschenmassen rumschuppsen zu lassen. Aber ich fand es gut dass es sowas gibt. Und in Berlin hat es trotz Müllberge und Urinseen gut geklappt. Aber auf einem Kirmesplatz kann man sowas nunmal nicht machen.

Hut ab vor der Stadt Bochum, welche die LP im letzten Jahr (?) die LP absagte weil man nicht genug geeigneten Raum dafür hatte. Was sind die kritisiert worden. Aber man muss wohl sagen "Recht haben sie gehabt..."

Bei der PA:

Der Bürgermeister macht nur bla bla. Er lobt die Hilfskräfte und sagte dass NACH dem Unfall niemand mehr zu schaden gekommen ist.
LACHHAFT !

Hr. Schaller, Organisator der LP, sagt dass man aus Respekt an die Opfer und deren Familien und Freunde wird es keine Loveparade mehr geben.

Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittungen aufgenommen. Die Behördensprecher überschlagen sich zu betonen dass man alle Unterlagen bereitwillig an die Ermittlungsbehörden übergeben hat.

Ein Sprecher der Ermittlungsbehörden sagt dass man mehrere Personen noch nicht identifiziert hat. IM Tunnel hat es keine Opfer gegeben. Die Opfer sind alle an der Rampe gefunden worden.

Offene Fragerunde der Reporter.
der WDR fragt ob es richtig ist dass vor der Veranstaltung der Verantwortliche der Feuerwehr dem Bürgermeister vor der Durchführung der Veranstaltung gewahrnt hat. Der Bürgermeister bittet um verständnis dass man derzeit nicht alle Fragen beantworten kann. Also abwiegeln.

Mehrere Reporter fragen nach einer Warnung durch den obersten Feuerwehrvertreters der Stadt. Die Personen auf der Bühne wiegeln ab. Einer sagt dass ihm keine Wahnung bekannt ist. Sie sind sichtlich genervt und nervös.

Der Kirmesplatz hätte, so ein Sprecher, mehr als 350.000 Personen aufgenommen, war aber nicht gefüllt.

Die Veranstalter werden gefragt ob es richtig ist dass die Veranstalter vor der Veranstaltung mitgeteilt haben dass mehr als 1 Mio. Personen erwartet werden. Und ob es auch richtig ist dass das die Aussage dass das Gelände für 350.000 Personen geeignet war. hr. Schaller und sein Pressesprecher wiegeln ab dass die Behörden ermitteln und man dazu nichts sagen kann. Was bei den Reportern für Unruhe und laute Stimmen führte.

Freunde von uns waren auch dort. Wir haben sie aber direkt erreicht und waren erleichtert. Sie sind rund 15 Min. vor dem Unglück durch den Tunnel.


Bei der Pressekonferenz:
Ich kann nur mit dem Kopf schütteln wie die Spreche arrogant abwiegeln und schon fast verächtlich so tun als hätten sie alles richtig gemacht.

Eben, so ist das wohl. Man könnte annehmen dass die Hintergründe in Duisburg besondere sind. War Duisburg mal das Zentrum von Kohle und später Metallindustrie, muss es heute sehen wie man versucht Ansehen zu bekommen. Vielleicht ist das ein Anreiz gewesen eine Loveparade auch gegen teil Massiven Gegenspruch durch zu ziehen um hinterher zu sagen wie toll man ist. Und da man wohl kein anderes Gelände und auch keine Kohle für große Umbauten hatte, hat man sich eben in den letzten 1,5 Jahren Experten zusammen gesucht die einem sagen was in den Kram passt. (Schreckenberg inkl., Obwohl er ja jetzt im Wind gedreht hat und das Gegenteil behauptet).

Wäre alles gut gegangen hätte sich der Bürgermeister und seine "wichtigen" Amtsträger feiern lassen. So toll ist Duisburg. Aber leider hatte man nur einen Kirmesplatz und die wohl einmählich angewöhnte Überzeugung dass das alles schon passen wird.

Heute lieg ein Bericht in den man ein Bild zu zeichnen versuchte, in dem die Verantwortlichen sich aus ihren ansonsten wenig schillernden Ämtern in der Vorbereitung zur LP hoch geschmeichelt haben. Vielleicht auch eine Erklärung warum sie noch selbstbewußt bei der Pressekonferenz ihr Konzept vertreten und verteiligt, vor allem aber auch keine Schuld eingestanden haben. Dafür muss man schon ziemlich von sich und seinem Konzept überzeugt sein.

Aber ich denke selbst eine Amtsenthebung hilft den Opfern und den Angehörigen auch nichts mehr. Also wird man wohl jetzt auf Zeit spielen bis es irgendwann niemanden mehr interessiert was da passiert ist. Wozu ist man schliesslich Politiker oder Polizeichef.

Zu gerne würde ich mal den Feuerwehrchef im Interview hören. Der soll ja schon im Vorfeld gegen die Entscheidung die Veranstaltung so auszutragen gewettert haben.

Habe heute mit einem Freund telefoniert der dort war. Der hat kein gutes Haar an der Organisation gelassen. Unabhängig von dem Unglück erzählte er von Ahnungs- und Konzeptlosigieit der Hilfskräfte. Ordner und Polizisten konnten nicht mal sagen in welche Richtung es geht oder wo man hin gelangt wenn man den Leuten folgt. Er war entsetzt. Bis auf die in den Berichten gezeigten Schilder an der Unfallstelle soll es ansonsten keine Schilder gegeben haben. Weder Wegweiser zum Ziel oder zum Bahnhof und erst Recht keine Beschilderung zu Fluchtwegen oder sowas.

Und auch rechtlich gibt es wohl einiges an offenkundigen Problemen. So sagten die Verantwortlichen gestern bei der PK dass das Gelände für 350.000 Personen reichen sollte. Werbung wurde jedoch mit mehr als 1 Mio. gemacht.

Nun wurde heute auf ein Landesgesetz hingewiesen (Landes-Versammlungsgesetzt oder so ?) nachdem max. 2 Person. pro qm zugelassen sind. Nach der bekannten Größe des Geländes wären demnach aber gerade mal 240.000 Besucher insgesamt erlaubt gewesen.

Wieviele drauf waren ist ja noch nicht offiziell bestätigt, aber sicher ist demnach dass man in der Organisation in kauf genommen hat das Landesgesetzt zu ignorieren. Und das sicherlich nicht nur seitens des Veranstalters, denn der Bürgermeister hat am Samstagmittag selbst noch damit geprahlt dass man ja 1.4 Mio. Zuschauer habe.

Mittlerweile ist auch bestätigt dass die Feuerwehr Duisburg vor der Veranstaltung schriftlich vor der Durchführung gewarnt hat.

Ich sehe derzeit mindestens 3 Personen die dafür zur Rechenschaft gezogen werden müssten. Ausrichter Schaller, aber auch der Bürgermeister (der sich ja mittags noch im Ruhm baden ließ) und der komissarische Polizeichef der letztlich das Sicherheitskonzept mit zu verantworten hat und dieses ja auf der PK noch so wehement verteilgt hat.

Im Radio wurde heute gemutmaßt dass der Bürgermeister Sauerland offenbar noch keinen Anspruch auf Bezüge hätte wenn er sein Amt selbst nieder legen würde. Wohl aber wenn er abgewählt würde. Weiter hieß es dass die Linke in Duisburg eine Abwahl beantragt habe. mmmmh

Da bin ich doch sehr positiv von den Bürgern in Duisburg überrascht. Was es in vielen viel egoistischeren Städten nicht geben würde, gehen Duisburger auf die Strasse und protestieren. Entschuldigen sich für Duisburg usw... Und verlangen den "Kopf" vom Bürgermeister.
Hut ab! Die könnten es vielleicht schaffen dass die Politiker sich nicht wieder gegenseitig vor dem Volk in Sicherheit bringen.